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Die Predigt der Predigerkirche, 2010-01



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Herzlich Willkommen zur ersten „Predigt der Predigerkirche“ Unter diesem Titel haben wir für heute Abend eingeladen und wollen dies künftig hin einmal im Monat, samstags um 18:00 Uhr, weiter tun, gewissermaßen auch als eine neue liturgische Form der Wochenschlussgottesdienste hier in der Predigerkirche.
Unsere Kirche hat viel zu sagen, doch wer sie betritt und auf sie mit seinen Augen hören will, der tut sich möglicherweise dann doch schwer, in der Vielfalt der Botschaft ein vertiefteres Verständnis zu gewinnen.
Darum aber soll es uns gehen, wenn wir auf die Predigt der Predigerkirche achten. Einzelne Bildwerke bzw. Raumgestaltungen stehen jeweils im Mittelpunkt. In diesem Jahr beginnen wir mit den Seitenkapellen, also jenen Decken- und Altarbildern, die nach meiner Wahrnehmung kaum je näher betrachtet werden. Sie sind weit mehr als nur Zeugnisse von privater, bruderschaftlicher und zunftspezifischer Frömmigkeit. Sie sind Erinnerungen an bleibend bedeutsame Lebens- und Glaubenszeugnisse von großen Gestalten einer gemeinsamen ökumenischen Kirchengeschichte und sie sind darüber hinaus auch Einladungen und Impulse für unser heutiges Gespräch. Ich wünsche uns, dass wir die Botschaft dieser Altäre erschließen und erkennen lernen, ergründen und erspüren, was die Auftraggeber, Maler und Beter in diesen Seitenkapellen einst bewegte und wir heute diese Kapellen - wie die Kirche insgesamt - mit hörenden Augen als bildgewordene Predigten verstehen können.

Eine Schwierigkeit der bildkünstlerischen Botschaften unserer Kirche liegt unter anderem darin, dass ihre Themen nur sehr vereinzelt direkte biblische Bezugnahmen sind. Hier jedoch in der Katharina-Kapelle – wie übrigens auch ihr gegenüber in der Ursula-Kapelle – findet sich ein klassisches biblisches Motiv. Auf dem Oberblatt die Anbetung der Hirten. Deshalb beginnen wir jetzt, da wir noch in der Weihnachts- und Epiphaniaszeit sind, mit dieser Kapelle und werden dann am Beginn der nächsten Adventszeit mit dem zweiten weihnachtlichen Motiv der Anbetung der heiligen drei Könige drüben am Ursula-Altar gewissermaßen unseren Gang durch die Kapellen beenden.

Den liturgischen Ablauf finden Sie auf diesen Zetteln und ergänzend dazu habe ich Ihnen Bildausschnitte des Altars vorbereitet.
Das Wechselgebet sprechen wir im Wechsel zwischen Frauen und Männern, wobei die Männer beginnen.

Und nun laßt uns hören auf die Predigt dieser Seitenkapelle im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

EG 23, 1 „Gelobet seist du, Jesus Christ“

Wechselgebet mit gesprochenem Kyrie eleison

Engel schweben um dich, Jesus Christus, so zeigen es uns die Bilder unserer Kirche.
Maria hält dich in ihrem Schoß, und wo stehen wir?
Lass uns aufrichtig darüber nachdenken, wie wir dich empfangen, wo wir dir die Hand reichen, welche Bedeutung du in unserem Leben hast. Kyrieleis.

Große unseres Glaubens haben dich bezeugt und haben dafür vielerlei Anfeindung und Bedrohung gelitten. Sie sind dir treu geblieben und haben dafür die Krone des Lebens empfangen.
Stärke du auch uns im Glauben an dich, lass uns mit all unserem Verstand, unserem Gemüt und Herz bei dir bleiben. Kyrieleis.

Die Botschaft unserer Kirchen will gehört werden, weil sie dich bezeugt, weil sie inmitten all der anderen alltäglichen Räume
von einer anderen Wirklichkeit zeugt. Hilf uns auf dem Weg zu ihrem Verständnis. Kyrieleis

Lass uns erkennen, dass es dabei um mehr geht, als was uns unmittelbar vor Augen steht, mehr, als was wir einander je sagen können. Denn dein Wort ist größer als all unser Reden. Öffne du uns dafür die Ohren und Augen. Kyrieleis

EG 23, 2-7 „Des ewigen Vaters einig Kind“

(Hinführung zu den Altarbildern, insbesondere zum Oberblatt mit Einladung zur anschließenden stillen Wahrnehmung)

Von der Engelschar haben wir gesungen und davon, wie der, den aller Weltkreis nie beschloß, liegt nun in Marien Schoß. Der obere Teil dieses Hauptblatts von Johann Achert, einem der großen Rottweiler Barockmaler scheint wie eine unmittelbare Veranschaulichung dieser Formulierungen aus dem Weihnachtslied. Weihnachten ist nun aber ganz offenbar auf dem Oberblatt. Ich möchte Sie einladen für eine kurze Zeit ihre Blicke auf dieses Bild von Josef Firtmair zu richten, es still wahrzunehmen. Zur Sehhilfe mag Ihnen auch die Kopie dienen. Wir sehen und hören zunächst also je ganz persönlich auf dieses Bild und seine Aussage in der Stille.

Ansprache Teil 1

Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir? Mit offenen Armen, knieend, sitzend, mich dir und dem Licht unbedingt zugewandt?
Das Jesuskind ist nicht in der Mitte des Bildes, wohl aber inmitten des Lichtes und in der Mitte zwischen Josef und seiner Mutter. Der Namensträger des irdischen Vaters Jesu, Josef Firtmair, hat vielleicht schon deshalb einen besondere Neigung für den Josef zum Ausdruck gebracht. In der Kapellenkirche, seinem großen Werk, findet sich unter anderem ein gleichfalls ganz anrührendes Bild des Josef mit dem kleinen Jesuskind in den Armen. Fast wirkt es auf unserem Bild so, als ob die beiden – Josef und Maria – wirklich gemeinsam das Kind halten, wobei gar Josef und das Kind in vertraulich-engem Blickkontakt stehen.
Maria in der Bildmitte, gekleidet mit einem zartrosa Kleid, ihr Unterleib eingehüllt noch in den Mantel, dessen Blau sich vom intensivdunkel bis zum gleichfalls zarten, fast transparenten hell durchstuft, Maria mit weitausladender Geste ihrer linken Hand wendet den Kopf ab vom Neugeborenen hinauf zum wolkenverhangenen Himmel. Himmel und Erde markieren gerade zwei Wirklichkeiten. Unwirklich hell ist es hier auf der Erde. Ein Lichtstrahl, dessen Quelle außerhalb des einsehbaren Bildes liegt, erleuchtet die heilige Familie und spiegelt sich noch im Gesicht der davor knieenden Hirten. Das Licht fällt vorbei an einer beeindruckenden Säule. Kein Stall, kein normales Haus, weist solche Architekturteile aus. Säulen dieses Formats entsprechen Palästen oder großen Gotteshäusern. Eine monumentale Säulenbasis läßt Großes denken. Von Großem hat der Engel in jener Nacht zu zeugen:
Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren wird; denn euch ist heute in der Stadt Davids der Heiland geboren, das ist Christus, der Herr. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Den Engel vor der Säule malt Firtmair deutlich genug, um ihn erkennen zu lassen, und doch ganz unterschieden von den leibhaftigen Gestalten der Geburtsszenerie. Es ist die Himmelsbotschaft, die die Engelsgestalt zu überbringen hat und die doch auf den ersten Blick in einem merkwürdigen Gegensatz zu den dunklen Zeichen des Himmels im Hintergrund steht. Dort nämlich zeichnet sich ein Balkenkreuz ab, gleichsam ein unfertiges Gebälk eines Stalls, das anzeigt, wohin der Weg Jesu führen wird.
Firtmairs Geburtsbild ist weit mehr als eine Illustration der überlieferten Vorstellungen von Jesu Geburt. Es ist eine eigenständige Interpretation, eine gemalte Predigt. Der Maler nimmt das Geschehen weg von einem bestimmten Ort, unabhängig von einem bestimmten topographischen oder geographischen Hintergrund. Er platziert es inmitten von Gegensätzen, zwischen Licht und Dunkel, zwischen Drinnen und Draußen, zwischen Prunkarchitektur und dürftigstem Gebälk.
Irgendwo dazwischen liegen auch die Bilder meines Lebens.

EG 43, 1-7 „Ihr Kinderlein kommet“

Lesung aus der Legenda Aurea

Ein Dominikaner war es, der das im Mittelalter populärste religiöse Buch verfaßte, die Legenda Aurea. Er sammelte die Lebensgeschichten der Heiligen und ordnete sie entsprechend dem Kirchenjahr. Unter dem Datum des 25. November finden wir die Legende zur Heiligen Katharina von Alexandrien. Daraus hören wir nun einen längeren Abschnitt:


Orgel: Intonation zu EG 259

Ansprache Teil 2

Mit einem Radstück und einer kleiner Krone wird sie ausgewiesen, die Königstochter aus Alexandrien, Katharina, die „Reine“. Hinzukommen Schwert und Palmwedel, Zeichen ihres Martyriums und ihrer Heiligkeit. Josef Wannenmacher läßt sie auf dem Deckenbild über uns ihre irdische Krone zudem abgeben zugunsten des himmlischen Lorbeers. Sie hat alle Feindschaft, alles Böse überwunden und himmlisches Leben gewonnen. In Meinrad von Aws Darstellung der Katharina auf dem Dominikusaltar – zwei Kapellen weiter hier auf der Nordseite unserer Kirche - wischt ein Engel gerade noch das Schwert, mit dem sie enthauptet wurde, ab. Sie selber ist als Glaubensmittlerin tätig und hält das Bildnis des Dominikus, das die Gottesmutter höchst selbst schenkt. Katharinas Blick ruht bei Meinrad von Aw Bild auf dem Buch in der Hand des Dominikus, Johann Achert läßt sie den Betrachter in den Blick nehmen. Sie war eine gelehrte Zeugin des Glaubens. Mit den klügsten Köpfen des Kaisers nahm sie es auf. Sie war in den freien Künsten unterrichtet und insbesondere in den rhetorischen Disziplinen allen überlegen. Solus Christus war ihr Bekenntnis, in dem nichts sie erschüttern konnte. Ihr gegenüber malt Johann Achert einen einfachen jungen Mann, steil nach oben zur Übergabe einer Rosenblüte vom kleinen Jesuskind hin zu einem Engel schauend, der gleich wie Katharina mit dem Lorbeer aus der Hand eines Engels gekrönt wird. Er ist ein eher unbekannter Heiliger, der Heilige Crispin, nicht eigens vertreten in der Legenda Aurea, aber als Patron der Rottweiler Schuhmacher für die Frage nach der Zuschreibung hier von Bedeutung. Zwar ist er sonst üblicherweise stets mit seinem Bruder Crispinianus, der das gleiche Martyrium wie er litt dargestellt, doch auch auf der Zunftfahne der Rottweiler Schuhmacher taucht er allein auf. Er steht barfuß hier im Bild und vor ihm ist möglicherweise noch der Schaft eines Leisten erkennbar. Im Unterschied zu dem andern großen Achertbild, drüben im Ursula-Altar, scheint unser Hauptblatt hier durch den Rahmen allzu sehr beschnitten. Die Füße von Crispin und Katharina sind nicht mehr erkennbar. Das gebrochene Rad sowie der Leisten nur mehr angedeutet, der die Muttergottes krönende Engel ist kopflos, das Zepter der Himmelskönigin nur unvollständig. Achert malte das Bild nicht für die Dominikanerkirche. Er war ja auch schon längst gestorben, als deren Barockisierung anstand. Bei Firtmair, dem Maler des oberen Bildes, war es dasselbe. Beide Bilder wurden erst hier zusammengefügt. Über ihre ursprüngliche Bestimmung gibt es Vermutungen, ebenso wie über ihren Weg hierher in die Dominikanerkirche, doch werden wir ihnen jetzt nicht mehr genau nachgehen können. Viel bedeutsamer ist, dass sie Eingang gefunden haben in den großen Zusammenhang der Predigt der Predigerkirche. Sie sind ein künstlerisch und theologisch wichtiges Kapitel, das uns dazu anregen möge, weiter zu lesen, in diesen Bildern, wie in den folgenden.
Dabei möge uns ein Lied leiten und auch bei den nächsten Wochenschlussgottesdiensten zur Predigt der Predigerkirche begleiten, das wir noch nicht so sehr kennen, das aber eine wunderbare Komposition von Heinrich Schütz ist und einen zu den vielen Heiligengeschichten passenden Text bereit hält.

EG 259, 1-3 „Kommt her, des Königs Aufgebot“

Vaterunser und Segen

Orgelmusik